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Tod von Mike Ben Peter – «Dieser Prozess ist ein Paradebeispiel für Cop Culture»

Mike Ben Peter starb im Februar 2018, als Lausanner Polizisten ihn zu Boden drückten und minutenlang auf ihm knieten. Am 22. Juni wurden sie vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Carlos Hanimann ist Journalist bei der Republik und berichtet von einem skandalösen Prozess.

Es war ein Prozess, der wegweisend hätte sein können. Statt­dessen wurden die vier Lausanner Polizisten, die den 39-jährigen Nigerianer Mike Ben Peter bei der Festnahme mutmasslich töteten, freigesprochen.

Carlos Hanimann hat den Prozess gegen die sechs Polizisten für die Republik verfolgt und erzählt nun im Interview mit baba news von seinen Beobach­tungen. Im ersten Teil der Serie: Wieso es sich bei der Festnahme von Mike Ben Peter seiner Meinung nach um einen Überfall handelte. Und weshalb der Prozess ein «Parade­bei­spiel für Cop Culture» ist.

Es war im Februar 2018, als Mike Ben Peter während einer «Dealerjagd» der Lausanner Polizei am Bahnhof angehalten wurde. Als er sich der Polizei­kon­trolle entziehen wollte, brachte ihn ein Polizist mit mehreren Tritten in die Genitalien sowie Pfeffer­spray zu Boden – obwohl sich Mike Ben Peter in keiner Weise aggressiv verhalten hatte. Es kam Verstärkung, bald darauf knieten sechs Polizisten auf dem Mann am Boden. Dann starb Mike Ben Peter. Die Polizisten mussten sich wegen mutmass­licher Tötung vor Gericht verant­worten – und wurden freigesprochen.

Im zweiten Teil der Serie: Ein Staats­anwalt, der durch sein Desin­teresse aufge­fallen ist, das 1x1 von Straf­pro­zessen: Die Kollu­si­ons­gefahr und was genau die «Thin Blue Line» mit dem Prozess zu tun hat.

Im dritten und letzten Teil der Serie: Warum die Polizisten bis vor Bundes­ge­richt freige­sprochen wurden und wieso Carlos den Prozess politisch wie auch gesell­schaftlich verheerend fand.

«Es war eigentlich keine Festnahme, sondern ein Überfall auf Mike Ben Peter.»

Derweil löst in Frank­reich die Tötung des 17-jährigen Nahel M., der am 27. Juni während einer Polizei­kon­trolle erschossen wurde, Proteste und Krawallen gegen rassi­stische Polizei­gewalt aus. Die gegen­wär­tigen Krawallen in Lausanne seien gemäss Medien­be­richten aus Frank­reich «in die Schweiz überge­schwappt». Dass es sich dabei lediglich um Proteste «verwöhnter Kinder» handelt, bezweifelt Carlos Hanimann. «In der Waadt starben in den letzten viereinhalb Jahren vier Schwarze Menschen in den Händen der Polizei. Es ist wohl kein Zufall, dass nach dem Tod von Nahel in Nanterre ausge­rechnet in Lausanne am Wochenende gegen Polizei­gewalt demon­striert wurde.»

(loz)

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