Der heutige Tag der Arbeit widmen wir all jenen, die als Gastarbeiter*innen in die Schweiz gekommen sind. Im Video erzählt Eset Jashari von seiner Arbeit als Saisonier, den Einreisekontrollen, Lohndiskriminierung, Baracken als Schlafplätze und dem Druck alles richtig zu machen.
Eset Jashari kam 1985 im Alter von 21 Jahren als Gastarbeiter in die Schweiz. Nachdem er zwei Jahre in Graubünden gearbeitet hatte, zog er zu seinem Bruder nach Biel. Vier Saisons hintereinander arbeiteten die beiden Männer für ein Bieler Bauunternehmen, bis Eset endlich die Möglichkeit erhielt, eine Ausbildung zum Maschinenführer zu machen. Seine Frau und seinen Sohn konnte er 1992 in die Schweiz nachziehen lassen, nachdem er erstmals eine Jahresbewilligung erhielt.
Der Lohn von neun Franken in der Stunde war damals zwar viel für ihn, doch die Hierarchien am Arbeitsplatz bekam er immer wieder zu spüren. So erinnert er sich: «Jeder war Chef für mich und durfte mich herumkommandieren.»
Im Video erzählt Eset auch, wie sich Leute aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse von ihm distanzierten, wie er zeitweise besser Italienisch als Deutsch sprach, von kalten Baracken als Schlafplatz, und wie er abends jeweils versuchte, seine Arbeitskleidung für den nächsten Morgen zu trocknen.
«Jeder war Chef für mich und durfte mich herumkommandieren.»
Wie hätte dein Leben ausgesehen, wenn du nicht in die Schweiz gekommen wärst, Eset? «Vielleicht hätte ich wirtschaftlich weniger gehabt», sagt Eset nachdenklich. «Menschlich hätte ich allerdings mehr gehabt und mental wäre ich heute besser dran. Aber in der Schweiz habe ich mich sicher gefühlt.» Dabei habe ihn besonders das Gefühl «fremd zu sein», stark mitgenommen. «Du stehst nie an erster Stelle. Du bist immer ein Mensch zweiter Klasse.» Das bekomme er noch heute zu spüren, wenn er seinen Namen nenne.
Der anfängliche Plan, in seine Heimat zurückzukehren, wurde aufgrund des Krieges in Ex-Jugoslawien und der Geburt seiner Kinder immer schwieriger. Im Video erzählt Eset auch vom Dilemma mit der Zeit «fremd in seinem eigenen Land» zu sein. «Wenn ich jetzt in mein Land zurückkehren würde, dann hätte ich das Problem, mich selbst integrieren zu müssen», sagt Eset.
Wie die Einreisekontrollen für Gastarbeiter*innen damals aussahen, und weshalb er als ausgebildeter Mathematik- und Physiklehrer in der Schweiz nicht auf seinem Beruf arbeiten konnte, erfährst du im Video.